Qualitative Inhaltsanalyse | Seite 1/2
Dr. Petra Scheibler
Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) ist ein Auswertungsverfahren für qualitative Daten, das theorie- und regelgeleitete sowie methodisch kontrollierte Auswertungen ermöglicht.
4. Das inhaltsanalytische Kategoriensystem
Das Kernstück der qualitativen Inhaltsanalyse bildet das Kategoriensystem. Hierfür ist eine genaue Definition jeder einzelnen Kategorie und Unterkategorie erforderlich. Jede Kategorie muss exakt in ihrer Ausprägung beschrieben werden, damit eine spätere Zuordnung der Textbestandteile zu den ihnen entsprechenden Kategorien möglich ist.
Um dies zu erleichtern, werden sog. „Ankerbeispiele“ (d.h. Zitate) aus dem Textmaterial ausgesucht. Diese Beispiele sollen in prägnanter Weise verdeutlichen, welche thematisch abgrenzbaren Textinhalte einer Kategorie zugeordnet werden müssen. Eine weitere Voraussetzung zur Entwicklung eines „guten“ Kategoriensystems ist die sog. Trennschärfe.7. Bildet das Kategoriensystem die Inhalte vollständig ab?
In einem ersten Probedurchlauf wird überprüft, inwieweit durch die Definitionen der Kategorien sowie mittels der Ankerbeispiele und der Kodierregeln eine eindeutige Zuordnung der Textstellen zu den Kategorien möglich ist. Das Ziel dabei ist, alle inhaltlich unterscheidbaren Textinhalte den Kategorien zuzuordnen.
Meist macht dieser Probedurchlauf sichtbar, dass eine Überarbeitung des Kategoriensystems einschließlich seiner Definitionen und Kodierregeln erforderlich ist. In einem abschließenden Schritt wird das Textmaterial erneut den überarbeiteten Kategorien zugeordnet.
8. Vorteile der Inhaltsanalyse
Die Stärken der qualitativen Inhaltsanalyse liegen in der systematischen und regelgeleiteten Vorgehensweise, die im Idealfall den einschlägigen Gütekriterien der qualitativen Forschung Rechnung trägt. Zudem gewährleistet sie eine hohe Transparenz des Forschungsprozesses.
Gemessen an diesen Kriterien, kommt der qualitativen Inhaltsanalyse eine bedeutende Vorreiterrolle in der qualitativen Forschung zu, denn sie knüpft als derzeit einziges qualitatives Verfahren an die einschlägigen Gütekriterien der wissenschaftlichen Forschung an. Dabei stehen die Kriterien der Validität und Reliabilität im Vordergrund: Wird mit der jeweiligen Kategorie inhaltlich das abgebildet, was abgebildet werden soll? Lässt sich das Textmaterial eindeutig zuordnen? Und: Werden bei mehreren Durchgängen durch das Textmaterial anhand des Kategoriensystems gleiche Zuordnungen zu den Kategorien getroffen?