Schreibblockaden überwinden

Dr. Sven Arnold, Schreibberater

Was können Sie tun, wenn das Schreiben einmal stockt? Nach einer kurzen Analyse finden Sie hier neun konkrete Tipps, um wieder ins Schreiben zu kommen.

Die gute Nachricht.

Nicht jedes Mal, wenn Studierende nicht gerade an ihrer Haus- oder Abschlussarbeit schreiben, handelt es sich gleich um eine Schreibblockade. Im Gegenteil: Nur in den allerwenigsten Fällen liegt eine Schreibblockade vor, das heißt eine Art mentaler Lähmung angesichts einer bestimmten Schreibaufgabe. Eine Schreibblockade zieht sich in der Regel über einen längeren Zeitraum – Wochen oder gar Monate – hin und hat immer auch psychische Ursachen.

Wenn Studierende nicht schreiben, handelt es sich in den meisten Fällen hingegen um eine Schreibhemmung oder eine Schreibunsicherheit, die sich auch leichter überwinden lässt als eine Blockade. Aber es muss auch noch nicht einmal das sein. Denn zu jedem Schreibprozess gehören die Phasen des Nachdenkens, des Reifens, des Abstand-Gewinnens ganz natürlich dazu. Eine Schreibpause muss nicht immer eine Schreibvermeidung sein, sondern kann auch der mentalen Sammlung und Fokussierung auf die Aufgabe dienen.

Schreibhemmungen & Schreibblockaden erfolgreich lösen

Gespräch mit Dr. Sven Arnold / Schreibberater

Schreibblockaden erfolgreich lösen

Wie äußert sich eine Schreibhemmung?

Man findet nicht zum Schreibtisch, und sobald man sich an den Text setzen will, hat man schon keine Lust mehr. Immer ist anderes wichtiger oder interessanter als der zu schreibende Text. Immer hat man eine gute Ausrede – man hatte eben noch nicht den zündenden Einfall, heute fühlt man sich nicht ganz wohl oder plötzlich hat man Hunger und macht sich erst einmal etwas zu essen. Manche Studierende erzählen, dass ihre Wohnung nie so gut aufgeräumt sei wie in Zeiten, da sie Hausarbeiten zu schreiben hätten.

Was können die Ursachen einer Schreibhemmung sein?

Nicht zu schreiben kann ganz verschiedene Ursachen haben, die sich grob in äußere und innere Faktoren einteilen lassen.

Äußere Faktoren können räumlicher oder körperlicher Art sein, zum Beispiel ein ungeeigneter oder ungeliebter Schreibort oder unpassende, dem eigenen Biorhythmus nicht angemessene Schreibzeiten.

Bei den inneren Faktoren können fachliche oder emotionale Aspekte eine Rolle spielen. Fachliche Aspekte sind dann zum Beispiel ein zu großes Thema, eine unklare Frage- oder Aufgabenstellung, aber auch zu viel oder zu wenig Material.

Emotionale Aspekte können Zweifel und Ängste sein. Zum Beispiel Zweifel, was die Erwartungen der Lehrpersonen betrifft („Die finden das bestimmt banal, was ich schreibe“), an den eigenen Fähigkeiten („Das schaffe ich nie“) oder am Thema („Das interessiert doch niemanden“). Oder der eigene Anspruch an den Text ist so hoch, dass man gar nicht erst mit dem Schreiben beginnt.

Was kann ich bei einer Schreibhemmung tun?

Der wichtigste Schritt ist, nicht in der Rolle des gelähmten Opfers zu verharren, sondern selbst aktiv zu werden:

  • Probieren Sie Alternativen aus.
  • Sprechen Sie über Ihr Schreibvorhaben.
  • Holen Sie sich Impulse von außen.

Konkrete Tipps zur Überwindung von Schreibblockaden

TIPP 1

Wenn Ihnen an Ihrem Schreibtisch nichts einfällt, probieren Sie doch einmal einen anderen Schreibort aus. Wie wäre es mit dem gemütlichen Sofa oder der Küche? Oder vielleicht sind eine Bibliothek oder ein Café, zumindest phasenweise, gute Orte?

TIPP 2

Wechseln Sie zur Ideensammlung und ersten Formulierung von Sätzen mal vom Computer zu Stift und Papier – nutzen Sie dafür einen Stift, mit dem zu schreiben Sie angenehm finden.

TIPP 3

Beginnen Sie niedrigschwellig, das heißt, haben Sie den Mut zu einem ersten Entwurf, der Lücken und Schreibfehler enthalten darf und bei dem es nicht darauf ankommt, dass die Sätze gut klingen.

TIPP 4

Schreiben Sie in kurzen Zeit- oder Zeicheneinheiten, die Sie nicht von vornherein einschüchtern. Zum Beispiel 10 oder 15 Minuten oder erst einmal nur 1.000 Zeichen. Steigern können Sie das dann jederzeit.

TIPP 5

Sprechen Sie mit einem Freund oder einer Freundin über Ihr Thema oder Ihre Fragestellung. Indem Sie Ihr Thema einem Menschen erklären, der nicht vom Fach ist, müssen Sie andere Formulierungen finden als solche, nach denen Sie vielleicht bisher für Ihren Text gesucht haben. Sie erhalten die Möglichkeit, einen anderen Zugang – und damit auch andere Sätze – zu Ihrem Thema zu finden.

TIPP 6

Verabreden Sie sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zum gemeinsamen Schreiben. Oder gründen Sie eine Schreibgruppe oder ein Schreibtandem. Schon ein regelmäßiger Termin pro Woche kann Sie voranbringen.

TIPP 7

Wenn Ihnen Ihre Schreibaufgabe nicht klar ist oder wenn Sie mit dem gefundenen Material nicht zurechtkommen, sprechen Sie mit Ihrer Dozentin oder Ihrem Dozenten darüber, was genau erwartet wird.

TIPP 8

Wenn es an Ihrer Hochschule ein Schreibzentrum gibt, nutzen Sie die Möglichkeit einer Beratung. Häufig treffen Sie dort auf ausgebildete Studierende, die als Peer-TutorInnen Studierende bei Fragen von der Themenfindung bis zur Textüberarbeitung beraten.

TIPP 9

Holen Sie sich professionelle Unterstützung von außerhalb der Hochschule. Freiberufliche Schreibberaterinnen und -berater sowie Lektorinnen und Lektoren bieten Studierenden Unterstützung zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben an.

Fazit

Eine Schreibhemmung ist nicht das Ende Ihres Schreibprojektes. Akzeptieren Sie die Tatsache, dass Sie im Augenblick keine Lust dazu oder Schwierigkeiten damit haben. Finden Sie heraus – allein oder im Gespräch –, woran es liegen könnte, und seien Sie mutig und offen für neue Impulse.

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