Einsamkeit beim Schreiben der Abschlussarbeit
Kai Stapelfeldt
Was macht es mit uns, wenn wir bei geschlossenen Hochschulen und Bibliotheken unsere Seminar-, Haus-, Master-, oder Bachelorarbeit schreiben?
Dieser Text möchte Ihnen, liebe Studierende, Tipps geben, wie Sie mit dieser neuen Situation umgehen können. Was mache ich gegen die Einsamkeit? Wie komme ich allein zu Hause mit dem Schreiben voran? Wer kann mich unterstützen?
Jonas Geschichte
Februar 2020:
Jonas schreibt an seiner Bachelorarbeit. Der Abgabetermin naht. Er nutzt die ruhige, konzentrierte Atmosphäre der Unibibliothek. Dort lenkt er sich nicht ab, wie es in seiner Wohnung schnell mal passiert, und schätzt den Zugriff auf unzählige Fachbücher und -zeitschriften. Ihn motiviert, dass auch andere Studierende an ihren Rechnern sitzen oder in Büchern blättern.
April 2020
Jetzt sitzt Jonas in seiner kleinen Studentenbude allein vor seinem Rechner, ihm fällt die Decke fast auf den Kopf. Der Abgabetermin seiner Bachelorarbeit wurde zwar verschoben, trotzdem nimmt er sich vor, an seiner Arbeit zu schreiben. Immer wieder fällt ihm etwas ein, was vermeintlich wichtiger ist als seine Abschlussarbeit: Einkaufen, Aufräumen, Serien schauen. Er fühlt sich allein, unproduktiv und macht sich Sorgen.
So wie Jonas geht es gerade unzähligen Studierenden in vielen Städten Deutschlands.
Zu Hause schreiben – Isolation, Vereinsamung beim Schreiben
Was macht es mit unserer Psyche, wenn wir allein vor unserer Abschlussarbeit sitzen und uns von anderen Menschen fernhalten sollen?
Da kann das ohnmächtige Gefühl auftauchen, vor einem riesigen Berg zu stehen, allein damit zu sein und keine Hilfe zu bekommen. Der persönliche Austausch mit Gleichgesinnten in der Hochschule oder Bibliothek fällt weg. Ablenkungen, wie Computerspiele oder Surfen im Internet, hinterlassen bei Jonas ein trostloses Gefühl.
1. Strategien zum Selbstmanagement
Schon beim Lernen fürs Abi ging es Jonas ähnlich. Er erinnert sich an Strategien, mit denen er sich selbst geholfen hat:
Um produktiver zu sein und mit seiner Arbeit besser voran zu kommen entwirft Jonas einen genauen Zeitplan mit Etappenzielen bis zum Abgabetermin. Jetzt ist Disziplin gefragt, diesen einzuhalten. Er weiß, wie schwer ihm das fällt, deshalb hat er sich ein Belohnungssystem überlegt.
Immer beim Erreichen eines Ziels belohnt er sich, z. B. mit seinem Lieblingseis oder einem neuen Teil seiner Lieblingsserie.
Außerdem hat er sich vorgenommen, regelmäßig Sport zu treiben, für Entspannung zu sorgen und sich gesund zu ernähren.
Besonders schwer fällt es ihm, tief und ausreichend lange zu schlafen. Immer wieder kreisen abends seine Gedanken um seine Arbeit und lassen ihn grübeln. Erste Hilfe leisten da oft Freunde oder Familie. Wenn diese spät abends nicht zur Verfügung greift Jonas zum Telefon.
2. Kostenlose Telefonnummer
Studentische Telefonseelsorge/psychologische Sprechstunden der Hochschulen
„Einsamkeit ist bei uns ein großes Thema“, bestätigt Christof Jaeger, Leiter studentische Telefonseelsorge in der ESG Hamburg. Abends von 20-24 Uhr arbeiten Studierende am Telefon (040 411 70 411) und sind kostenlos für Studierende aus ganz Deutschland da.
Gerade abends verstärken sich häufig unangenehme Gedanken und Gefühle. Dann haben seelsorgerisch ausgebildete Studierende ein Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Mitmenschen und hören empathisch zu. Hier kann alles von Ängsten, Beziehungsproblemen, Grübeln, Traurigkeit, Prüfungsstress, etc. anonym erzählt werden. Auch Jonas Themen, innere Leere, Isolation und fehlende Motivation, finden hier Gehör. Die studentischen Seelsorger kennen die Situation von Studierenden, das macht das Gespräch einfacher.
Auch an vielen Hochschulen stehen tagsüber ausgebildete Mitarbeiter für psychologische Gespräche zur Verfügung (derzeit finden diese Beratungen häufig telefonisch statt).
3. Fachlicher Austausch mit Kommilitonen
Fachdiskussionen mit anderen Studierenden können sehr unterstützend sein. Jonas schickt den Entwurf seiner Arbeit an eine Kommilitonin und tauscht sich im Video-Chat mit ihr über Aufbau und Inhalt aus. Tipps für die technische Vernetzung und das Lernen in Gruppen stellt.
Als Jonas feststellt, dass ihm trotz Austausch mit Studierenden und seinem Dozenten zusätzliche fachliche Unterstützung weiterhelfen könnte, empfiehlt ihm ein Kommilitone, sich mit dem Studi-Lektor-Schreibzentrum in Verbindung zu setzen.
4. Motivation durch Schreibwerkstatt der eigenen Hochschulen
Viele Universitäten haben sogenannte Schreibwerkstätten. Hier wird das wissenschaftliche Schreiben in Kursen oder in kurzen Einzelgesprächen vermittelt. Schnell hat Jonas gegoogelt, ob seine Hochschule ein Schreibzentrum hat. Die Kapazitäten sind hier begrenzt, aber die Kurse sind sehr zu empfehlen.
5. Überregionale Schreibwerkstatt / Coaching
Studi-Lektor ist eine Art überregionales Schreibzentrum, was allen Studierenden offen steht. Wir haben ausreichende Betreuungs-Kapazitäten und Sprechzeiten bei unseren Dozenten und Experten fürs wissenschaftliche Schreiben. Sie sind uns willkommen. Per Telefon, Mail oder über unsere Webseite sind wir einfach erreichbar.
Wenn es um den Austausch zum wissenschaftlichen Schreiben geht, kann es hilfreich und motivierend sein, sich mit neutralen Fachexperten / Dozenten über die eigene Arbeit auszutauschen. Dieser diskutiert mir Ihnen über Ihre Arbeit und fungiert als Ideengeber, Sparringspartner und Motivator.
So gelingt es Ihnen schnell, über den „toten Punkt“ hinweg zu kommen. Ihre Arbeit kommt voran und es entsteht neue Motivation. Sie zahlen einen Kostenbeitrag, da wir keine staatliche Universität sind. (Mehr Informationen)
Fazit
Welchen Weg Sie auch einschlagen, bitte denken Sie daran: Sie sind nicht allein! Anderen geht es ähnlich, sich Unterstützung zu organisieren ist möglich. Für den ersten Schritt braucht es nur eine Mail oder ein Telefonat.
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