Dies wäre alles kein Problem, denn die operativen Eigenlogiken der qualitativen und quantitativen Sozialforschung stehen nicht in einer Konkurrenz, sondern verhalten sich komplementär zueinander – ja, sie sind sogar in egalitärer Weise gegenseitig aufeinander angewiesen (vgl. Kelle 2007).
Allerdings ist die Sozialisation – also die grundlegende Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern bzw. Nachwuchswissenschaftlerinnen – in den Sozialwissenschaften in Hinblick auf den epistemologischen Denkstil nach wie vor stark oder rein quantitativ geprägt. Dies hat zur Folge, dass Nachwuchsforscher/innen in der empirischen Sozialforschung, wenn sie sich Methoden der qualitativen Forschung umfassender aneignen und auch anwenden wollen, vor zahlreichen denkstilbedingten Problemen stehen.
Jene haben vor allem erst einmal etwas mit sich als Forscher/innen-Persönlichkeit zu tun (vgl. Breuer 2009), die von der operativen Eigenlogik qualitativer Sozial- bzw. Interviewforschung, welche eben durch eine spezifische Haltung gegenüber Wirklichkeit, Erkenntnisprozessen und Erkenntniszielen beschrieben werden kann‚ habituell irritiert‘ wird.
Literatur
Breuer, Franz (2009): Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS-Verlag. Helfferich, Cornelia (2009): Qualität qualitativer Daten. Manual zur Durchführung qualitativer Einzelinterviews. 3. überarb. Aufl., Wiesbaden: VS-Verlag.
Kalthoff, Herbert/Hirschauer, Stefan/Lindemann, Gesa (Hg.) (2008): Theoretische Empirie. Zur Relevanz qualitativer Forschung. Frankfurt/M: Suhrkamp.
Kelle, Udo (2007): Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: VS-Verlag.
Kruse, Jan (2014): Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. Weinheim: Juventa.