Aktuelle Bedeutung qualitativer Forschungsmethoden
Methoden qualitativer Sozialforschung haben sich im Kanon empirischer Sozialforschung heute (wieder) fest etabliert – aber wie und warum?
Auch wenn in den empirischen Klassikern der modernen Sozialforschung schon immer auch qualitative Methoden verankert waren (exemplarisch Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel 1975), kam es Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Wende zur standardisierten Forschung, also der Fokussierung auf quantitative Methoden zu einer Marginalisierung qualitativer Verfahren.
Qualitative Sozialforschung als Modetrend?
Der ‚Wissenschaftszirkus‘ empirischer Sozialforschung spielt nicht nur nach wissenschaftsimmanenten Regeln, sondern vor allem auch nach sozialen Regeln.
Und hier gibt es – trotz der Stabilität sozialer Strukturen – auch ein Auf und Ab, welche in Mode kommen und welche ‚von gestern‘ sind. Die Forschungspraxis ist damit auch durch ‚trendige Modeerscheinungen‘ beschreibbar. Während es nun längere Zeit Mode war, standardisiert zu forschen und qualitative Forschung quasi ein Outfit darstellte, welches das Stigma „Geht ja gar nicht!“ trug (hierzu ein überlieferter O-Ton aus der Praxis: „Die einen forschen empirisch, und die anderen eben qualitativ …“), es eben nun auch wieder Mode geworden, qualitativ zu forschen. Und es wird qualitativ geforscht – auf Teufel komm raus.
Was jedoch dabei herauskommt, ist in einigen Fällen von der Qualität her auch recht fragwürdig, und dies aus ganz unterschiedlichen Gründen. Der gewichtigste Grund scheint wohl, dass qualitative Sozialforschung alles andere als ‚quick and easy‘ ist – wofür sie aber sehr oft noch gehalten wird, woraus sich sehr hemdsärmelige Praktiken ergeben, wodurch fragwürdige Forschungsergebnisse erzielt werden.
Abbildung: Ablaufschema Grounded-Theory-Methohologie [10]
Weiterlesen: Transkribieren in der Praxis