Erfolgreich in Medizin promovieren

Dr. Evelyn Möller

Die meisten angehenden Mediziner entscheiden sich für eine Doktorarbeit, auch wenn sie nicht zwingend notwendig ist, um als Arzt zu arbeiten. Das Ansehen in der Bevölkerung und somit die Karrierechancen sind immer noch eng mit dem Titel verbunden. Will man später gar in der medizinischen Forschung arbeiten, kommt man an der Doktorarbeit nicht vorbei. Eine nach den Regeln des wissenschaftlichen Schreibens verfasste Dissertation, selbstverständlich mit korrekter Grammatik, Interpunktion und in einem präzisen Stil, der gleichzeitig gut lesbar und verständlich ist, wertet Ihre Arbeit auf und ist eine Investition in Ihre berufliche Zukunft!

Sind Thema und Betreuer/-in gefunden, kommt der praktische Teil: Statistische Auswertung vorhandener Daten, Patienten untersuchen und/oder befragen oder Laborexperimente durchführen. Doch wer meint, dass die Doktorarbeit damit schon fast fertig sei, wird überrascht sein, wie lang und  intensiv - und manchmal auch frustrierend - die Phase des „Schreibens“ sein kann. Manch eine/r hat sich schon im Datenwust der Ergebnisse verirrt und den Überblick verloren.

Struktur und Gliederung für Medizin-Doktorarbeiten entsprechen weitestgehend den Vorgaben für naturwissenschaftliche Examensarbeiten. Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, informieren Sie sich auf jeden Fall zunächst, ob es von Ihrer Fakultät einen verbindlichen Leitfaden für das Erstellen von Doktorarbeiten mit Hinweisen für Aufbau und Formatierung gibt. (siehe dazu auch unter "Einleitung")
 

Allgemein übliche Struktur und Kapitelreihenfolge einer Doktorarbeit
 

  • Titelblatt - Terminblatt - Widmung (falls erwünscht)
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungs-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnisse
  • Kapitel 1: Einleitung
  • Kapitel 2: Material & Methoden
  • Kapitel 3: Ergebnisse
  • Kapitel 4: Diskussion
  • Kapitel 5: Zusammenfassung
  • Kapitel 6: Literaturverzeichnis
  • Anhang (optional und themenabhängig)
  • Danksagung
  • Lebenslauf

Für kumulative Dissertationen gelten andere Vorgaben! Fragen Sie bei der Fakultät und Ihrem Betreuer nach!

 

Der erste Schritt muss nicht der schwierigste sein: Ein Ratschlag

Bevor Sie mit dem eigentlichen Schreiben beginnen, schalten Sie erst einmal Ihren Computer aus!

Fassen Sie auf nur einer (!) DIN-A4-Seite handschriftlich die Kernbotschaft Ihrer Arbeit zusammen. Warum ist das bearbeitete Thema relevant? Was war das Problem und die exakte Fragestellung? Was war die Zielsetzung? Mit welchen Methoden wurde gearbeitet? Was waren die wichtigsten Ergebnisse? Wurde(n) die Hypothese(n) dadurch widerlegt oder bestätigt? Konnte die Zielsetzung ganz, teilweise oder gar nicht erreicht werden?

 

Die Gliederung

Als nächstes stellen Sie eine detaillierte Gliederung mit Unterpunkten auf. Veranschlagen Sie dabei für die Einleitung ca. 5 % bis max. 10 % des Textumfanges (ohne Literaturverzeichnis) und ca. 40 % - 60 % (themenabhängig; Grafiken und Tabellen inklusive) für die Darstellung der Ergebnisse. Finden Sie einen Kompromiss zwischen einer zu groben Gliederung und einer detailversessenen "Zergliederung". Achten Sie auf Formales: Wenn es einen Gliederungspunkt 1.1 gibt, dann muss es auch einen Punkt 1.2 geben!

Die Überschriften müssen einen konkreten Bezug zum Inhalt des Abschnittes haben. Klares Denken spiegelt sich in verständlicher Sprache wider! Ihre Fähigkeit, die Überschriften exakt und verständlich zu formulieren zeigt, dass Sie verstanden haben, was Sie getan haben und genau wissen, was Sie mit Ihrer Doktorarbeit dem Leser mitteilen möchten. Jede Stunde, die Sie für das Erstellen einer gut durchdachten Gliederung aufwenden, wird Ihnen im Verlauf des Schreibprozesses viel Zeit und Nerven für Änderungen, Streichungen und Umstellungen ersparen!

Der Einstieg in das eigentliche Schreiben gelingt erfahrungsgemäß am leichtesten mit dem Kapitel "Material und Methoden", weil es "nur" eine Beschreibung dessen ist, was Sie gemacht haben. Für die weitere Schreibfolge kann man keine feste Regeln aufstellen. Sie hängt auch vom Thema und den persönlichen Fähigkeiten ab.

 

Die eigene Arbeit mit "fremden Augen" lesen!

Lassen Sie fertiggestellte Kapitel "ruhen", schauen Sie den Text ein, zwei Tage lang nicht an! Beim erneuten Lesen versuchen Sie dann, sich "dumm zu stellen" und in die Lage eines Aussenstehenden und Nicht-Experten hineinzuversetzen, der verstehen will, was Sie getan haben. Ein Ratschlag: Lesen Sie sich Ihren Text laut vor! Dies zwingt Sie dazu, mitzudenken und verhindert, dass Sie nur schnell nochmals "drüberlesen". Durch das laute Lesen wird es Ihnen leichter fallen, unnötige Wiederholungen zu entdecken, unklare Formulierungen ausfindig zu machen und den roten Faden in der Argumentationskette beizubehalten.

Nehmen Sie Ihre eigene Sprache ernst und fragen Sie sich bei jedem Satz: Wollte ich das wirklich sagen?

Kassierer: "Das Kino ist bis auf den letzten Platz ausverkauft."
Besucher: "Gut, dann nehme ich den."

Es fällt Ihnen schwer, all diese Hinweise umzusetzen? Sie haben kein "Sprachgefühl"? Und der Abgabetermin rückt näher? Kein Sorge - Ihr Lektor arbeitet mit Ihnen und an Ihrer Doktorarbeit nach dem Toyota-Prinzip: Nichts ist unmöglich!

 

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