2.1 Arbeitsplan erstellen
Sie kennen jetzt Ihr Thema und haben sich auch schon ein wenig in der einschlägigen Fachliteratur eingelesen. Dieses Wissen genügt, um einen ersten Arbeitsplan zu erstellen. Machen Sie sich klar, welche Teilbereiche zu Ihrem Thema gehören, und notieren Sie für jeden Teilbereich,
- welche Fachliteratur herangezogen werden muss;
- was in diesem Themenbereich untersucht werden soll;
- welche Methode(n) angewendet werden soll(en).
An diesem Punkt angelangt, ist es nun mit das Wichtigste, abzuschätzen bzw. sich oder einen kompetenten Ansprechpartner zu fragen: Wie viel Zeit brauche ich? Sie müssen für jede Teilaufgabe ausreichend Zeit für Literaturrecherchen, eigene Untersuchungen und für die Dokumentation inklusive der Darlegung des Ergebnisses und dessen Diskussion samt Resümee etc. einplanen; unterschätzen Sie bei Ihrer Zeitkalkulation keinesfalls die Dauer der technischen Fertigstellung der Diplomarbeit wie etwa die Formatierung u. dgl. (siehe letztes Kapitel).
Stellen Sie auch rechtzeitig fest, wie viele Seiten Sie pro Tag überhaupt schreiben können. Kalkulieren Sie nicht zu kapp: Zwei Wochen „Luft“ in der Zeitplanung sind das Minimum! Die Zeit reicht nie! Jeder Absolvent weiß davon zu berichten: ausbleibende Fernleihen, nicht zu erreichende Interviewpartner, zu spät gebuchte Geräte oder Laborplätze, Schreibblockade(n), Hexenschuss, Liebeskummer, ... – nicht selten kommen dann auch noch gleich mehrere dieser arbeitsverzögernden Probleme auf einmal zusammen.
2.2 Thesen bilden
Jede wissenschaftliche Arbeit hat die Untersuchung irgendeiner Frage- bzw. Problemstellung zum Thema. Die daraus hervorgegangenen und dadurch neu entstehenden Fragen müssen Sie am Beginn der Arbeit benennen und Vermutungen darüber anstellen, wie die Antworten und/oder Lösungen aussehen könnten. Diese Vermutungen nennt man (Hypo-)Thesen, die begründete Annahmen darstellen und unabhängig von persönlichen Abwägungen oder Meinungen bezüglich des Themas zustande gekommen sind. Dies gilt es, durch die Wahl geeigneter Formulierungen zum Ausdruck zu bringen. Vermeiden Sie daher tunlichst Formulierungen wie etwa: „Das Thema ist zukunftsweisend.“ Dies würde keine thesenhafte Vermutung darstellen, sondern eine feststehende Behauptung oder unabänderliche Tatsache, deren Verifizierung nicht bzw. noch nicht erbracht werden kann. Schreiben Sie stattdessen beispielsweise: „Es ist zu vermuten, dass das Thema zukünftig an Bedeutung gewinnen wird.“ Dies dann schließlich anhand von Untersuchungen mit wissenschaftlicher Methodik zu beweisen, ist zentraler Gegenstand ihrer Aufgabe, wobei nicht unbedingt völlig neue Forschungsergebnisse zutage gefördert werden müssen.
Wichtiger als innovatives Vorgehen ist wissenschaftliche Korrektheit. Überlegen Sie sich gründlich, welche Methode(n) Sie anwenden wollen, und begründen Sie Ihre Herangehensweise in der Abfassung mit der notwendigen Sorgfalt und Ausführlichkeit.
2.3 Erstellung der Gliederung
Liegen erst einmal die fertigen Formulierungen Ihrer Thesen vor und haben Sie bereits auch einen Arbeitsplan konzipiert, ist schließlich eine vorläufige Gliederung zu verfassen. Es ist besonders zweckmäßig wie auch hilfreich, die provisorische Gliederung an dieser Stelle schriftlich zu fixieren, da diese – zumindest zunächst – als „Schreibplan“ dienen soll. Damit soll vor allem auch vermieden werden, vom Thema abzuschweifen und wichtige Punkte nicht rechtzeitig einzubringen oder sogar zu vergessen.
Im Laufe des Schreibprozesses müssen an der ursprünglichen Gliederung sicherlich die einen oder anderen Änderungen vorgenommen werden. Erst mit der endgültigen Fertigstellung des Textes kann auch die Gliederung (als) abgeschlossen (betrachtet) werden.
2.4 Gelungenes und lesenswertes Schreiben
Denken Sie beim Abfassen Ihrer Arbeit an einen wissenschaftlich interessierten Leser, der klar und umfassend informiert werden will. Versuchen Sie, dem so gut wie möglich gerecht zu werden. Klar und verständlich zu formulieren bedeutet unter anderem, auf unnötige Füllwörter und Exkurse zu verzichten. Vielmehr ist es entscheidend – von Beginn an –, den roten Faden zu finden und ihn bis zum Schluss nicht mehr aus den Augen zu verlieren. Will man trotzdem mehrere Nebenaspekte unbedingt anführen, weil sie einem als wichtig erscheinen, dann sind diese häufig in Fußnoten besser aufgehoben als im Haupttext.
Einfach und gut lesbar zu schreiben heißt auch, das fachliche Vokabular richtig zu dosieren. Eine überflüssige Anhäufung von Fachbegriffen wirkt auf den Leser „lästig“ und anstrengend, vorausgesetzt, Ihr Professor hat nicht eine ausdrückliche Vorliebe für übertriebenes „Fachchinesisch“. Es ist nicht immer ganz einfach, das richtige Maß an fachsprachlichen Begrifflichkeiten zu finden und dabei die Sachverhalte korrekt wiederzugeben. Dies ist einer der wichtigen Punkte, auf den wir Mentoren besonderen Wert legen.
Hier noch ein kleiner Tipp: Es ist oftmals sehr zweckdienlich, den Grundgedanken eines Abschnitts gleich im ersten Satz unter Verwendung geschickt gewählter Signalwörter zur Sprache zu bringen. Bevor Sie sich an die mühselige Arbeit der Korrektur machen, überfliegen Professoren nämlich gern erst einmal die ganze Arbeit, um sich ein erstes Urteil zu bilden. Und dieses Urteil hat – wie alle ersten Eindrücke – viel Gewicht. Eine Arbeit, die auf den ersten Blick klar und klug wirkt und offensichtlich die richtigen Themen anspricht, wird nie ganz schlecht bewertet werden – auch wenn sich bei der Detailkorrektur später noch Mängel herausstellen.
2.5 Schreiben bedeutet auch Überarbeiten
Einer unserer Mentoren erinnert sich aus seiner Studienzeit an einen ehrgeizigen Kommilitonen, der mehrfach erfolglos versuchte, einen Aufsatz über seine privaten Forschungsarbeiten bei einer renommierten Fachzeitschrift veröffentlichen zu lassen. Nachdem er seinen Text gelesen hatte, wurde ihm klar, warum seine wiederholten Bemühungen scheitern mussten. Er hatte den Forschungsgegenstand zwar gründlich untersucht und war zu einem wirklich beachtenswerten Ergebnis gekommen, es gelang ihm aber trotz aller intensiven Anstrengungen nicht, dies zu Papier zu bringen. Kurze Zeit später zeigte er stolz den publizierten, in der Tat professionell verfassten Artikel. Was war geschehen, dass er sein Vorhaben nun doch verwirklichen konnte? Erst nachdem er sowohl seine Kommilitonen um Unterstützung gebeten hatte und deren Einschätzungen einholte als auch bei mehreren Dozenten und Professoren um Hilfe bat, kam er zu seinem wohlverdienten Erfolg.
2.6 Fazit
- Geben Sie Ihre Abschlussarbeit jemandem zum Lesen. Wenn Sie Freunde um deren Urteil bitten, sollten Sie bedenken, dass Bekannte vielfach nicht die erforderliche (harte) Kritik üben und gerade Freunde diesbezüglich meist mehr oder weniger zurückhaltend sind. Bei Studienkollegen gilt es zu beachten, dass sie oft fachlich noch nicht so richtig sattelfest sind.
- Geben Sie dann den Text einem Experten. Nur er wird Ihnen sagen können, wie es um die wissenschaftliche Stimmigkeit und Qualität bestellt ist.
- Und nehmen Sie sich ausreichend Zeit zum Überarbeiten!