Gliederung und Inhaltsverzeichnis einer Hausarbeit

Anne Amend-Söchting

Hausarbeit schreiben

Speziell für Geisteswissenschaftlicher und Sozialwissenschaftler

Vor dem Schreiben sollten Sie aber nochmal kurz das Material welches Sie bei Ihrer Recherche gesammelt haben durchgehen. Wenn Sie Ihre Literatur, Zitate und Notizen geordnet haben, starten Sie. Nun gilt es, auf der Grundlage all dieser Inhalte einen folgerichtigen Text zu gestalten.

Entwickeln Sie dabei zunächst eine Struktur für den Hauptteil und überlegen Sie dann, wie Sie Ihre Leser zum Thema hinführen, wie Sie Ihren Text ausführen und danach abschließen möchten.

Einleitung

Aller Anfang ist nicht schwer, und ein guter Einstieg ist die halbe Miete. Vielleicht haben Sie während Ihrer Recherchen ein passendes Zitat gefunden, oder Sie beginnen mit einem persönlichen Erlebnis, das Sie am Anfang schildern (ohne dabei allzu persönlich zu werden). Hier können Sie sich von guten Reportagen inspirieren lassen.

Nach dem Einstieg empfiehlt es sich, das Thema zu umrunden und kurze Erläuterungen zu all seinen Facetten so abzugeben, dass auch ein interessierter Laie, der noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen ist, den Ausführungen ohne große Mühe folgen kann. Hier bietet es sich an, auch kurz auf jene Felder des Themas einzugehen, die nicht Gegenstand der Hausarbeit sein werden.

In diesem Zusammenhang oder unmittelbar danach formuliert man die Ausgangsfragestellung entwickelt ggf. Hypothesen für die weitere Darstellung.

Darauf folgt in Abschlussarbeiten unbedingt ein Überblick über den Stand der aktuellen Forschung. In Hausarbeiten ist die Integration eines solchen Forschungsaufrisses anzuraten. Er ist aber nicht obligatorisch.

Und zu guter Letzt: Sie erläutern ggf., welche Methode Sie heranziehen. Sagen Sie immer, wie Sie in Ihrem Hauptteil vorgehen und welchen analytischen Schritten Sie folgen werden.

 

Hauptteil

Während die Einleitung nur bedingt eine eigene Kapitelüberschrift benötigt (sie wird im Inhaltsverzeichnis oftmals lediglich als „Einleitung“ bezeichnet), müssen Sie im Herzstück Ihrer Ausführungen Überschriften formulieren, die die Inhalte des jeweiligen Gliederungspunktes prägnant zusammenfassen. Hier bietet es sich an, im Nominalstil zu formulieren, z. B. „Ursachen von ADHS“, „Erscheinungsformen von ADHS“ etc., und diesem Stil bei allen Überschriften treu zu bleiben.

Nun präsentieren Sie Ihre eigenen Ideen, führen Ihre Hypothesen aus und begründen diese im Zuge einer kritischen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Fachliteratur sachlich und argumentativ. Dabei verlieren Sie Ihr Ziel, die Ausgangsfragestellung zu beantworten bzw. Ihr Thema zu analysieren, nicht aus dem Blick.

 

Schluss

Aufgabe des Schlusses ist es, Erkenntnisse kurz zusammenzufassen und einen Ausblick auf weitere mögliche Forschungen zu geben, also Perspektiven für die Fragestellung bzw. das Thema in den Blick zu nehmen. Auch am Ende kann u. U. ein passendes Zitat stehen, das prospektiv ist, also in die Zukunft weist.

Denken Sie bei Einleitung und Schluss an den sogenannten „Primat-Rezenz-Effekt“: Das, was man am Anfang und am Schluss schreibt, bleibt den Lesern am besten in Erinnerung.

 

Formen der Gliederung

Es versteht sich von selbst, dass die Überschriften des Inhaltsverzeichnisses mit den Überschriften im Text übereinstimmen müssen. Dies gilt genauso für die Seitenzahlen.

Für die Gliederung selbst gibt es verschiedene Ordnungsschemata. Am häufigsten wird die sogenannte „dezimale Gliederung“ oder „dezimale Klassifikation“ genutzt. Daneben können gemischte Systeme zum Einsatz kommen, d. h. eine Kombination aus römischen und arabischen Ziffern und Kleinbuchstaben oder eine Kombination aus Großbuchstaben, arabischen Ziffern und Kleinbuchstaben. In der Tabelle finden Sie drei Systeme im Überblick:

 

 

1.
1.1
1.1.1
1.1.2
1.2
2.
2.1
2.1.1
usw.

I.
 1.
   a)
   b)
 2.
II.
 1.
   a)
usw.

A.
1.
a)
b)
2.
B.
1.
a)
usw.

 

Auf welches System die Wahl der Schreibenden fällt, spielt für den Inhalt der Arbeit keine Rolle. Entscheiden Sie sich für Ihre persönliche Präferenz, für das, was Sie selbst am übersichtlichsten finden.

 

Feingliederung: Argumentation und Ausgewogenheit

Denken Sie genau darüber nach, welche inhaltlichen Aspekte zu den einzelnen Unterpunkten passen. Behalten Sie dabei immer die Idee des roten Fadens im Kopf: Ihr Text besteht nicht aus losen Maschen, sondern knüpft ein dichtes Gewebe von Aussagen, deren Argumentationsstruktur auf dem bekannten Muster von „Behauptung – Begründung – Beispiel“ basiert. Eine Behauptung läuft auf eine Art „ungeschützte Aussage“ hinaus. Sie darf nicht isoliert stehen bleiben, sondern muss mit Begründungen angereichert werden. Diese Begründungen basieren dabei auf empirischen Beobachtungen und Ergebnissen des Studiums der Quellen bzw. der Sekundärliteratur; bei literaturwissenschaftlichen Arbeiten werden sie aus der Textanalyse gewonnen. Hinzutreten sollte ein Beispiel, das im Vergleich zur eher allgemein orientierten Begründung konkreter ist, diese also veranschaulicht.

Jeder neue Gedanke sollte argumentativ entwickelt werden und sich in den Gesamtkontext des jeweiligen Kapitels oder Abschnitts einfügen. Sie müssen darauf achten, die Leitidee, den bereits erwähnten „roten Faden“, nicht aus den Augen zu verlieren. Es empfiehlt sich, so wie Helga Esselborn-Krumbiegel vorschlägt, für jedes Kapitel der Hausarbeit einen „Fahrplan“ zu erstellen. „Formulieren Sie für jeden wichtigen Gedanken einen Satz“ bzw. ein Argument „und bringen Sie diese Sätze in eine logische Abfolge“ (Esselborn-Krumbiegel 2012, S. 26).

Achten Sie des Weiteren darauf, dass Sie mit passenden Konnektoren von einem Gedanken, von einer Argumentation zur nächsten führen. Auch zwischen den einzelnen Kapiteln entstehen keine Lücken, sondern sie fügen sich nahtlos ineinander. An das Ende eines längeren Sinnabschnitts, vor allem aber an das Ende eines Kapitels, gehört ein zusammenfassender Satz, aus dem sich das weitere Vorgehen wie von selbst ergibt. „Regieanweisungen“ am Ende und/oder Anfang eines neuen Abschnitts oder Kapitels sind in der Regel nicht nötig – Sie sagen ja am Anfang, wie Sie vorgehen, das reicht. Meta-Überlegungen zur Abfolge Ihrer Analyse passen in den seltensten Fällen in den Verlauf der Hausarbeit. Meistens verwässern sie die Darstellung.

 

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