Inhaltsverzeichnis Ihrer Bachelorarbeit

T. Steinlechner | Dr. Uecker

Inhaltsverzeichnis oder Gliederung?

Um gleich ein häufiges Missverständnis aus der Welt zu räumen: Inhaltsverzeichnis und Gliederung sind ein und dasselbe. Das Inhaltsverzeichnis ist ein sehr gutes Hilfsmittel zur Strukturierung der Bachelorarbeit oder jedes anderen wissenschaftlichen Textes. Darüber hinaus hilft es, die eigene Arbeit zeitlich zu organisieren.

Wenn Sie zu den Studierenden gehören, die das Inhaltsverzeichnis erst erstellen, wenn die Bachelorarbeit bereits fertig ist, dann verschenken Sie eine große Chance. Das kurze Video erläutert, wie Sie Ihre Gliederung erstellen und was hinein gehört.

Wie komme ich zu einer guten Gliederung?

Videodauer: 2 Minuten

Erklärvideo zum Thema „Gliederung schreiben“

Erklärvideo zum Thema "Gliederung schreiben"

1. Das Inhaltsverzeichnis dient dem Überblick

Das Inhaltsverzeichnis gibt Ihren Leserinnen und Lesern einen ersten Überblick über die wesentlichen Aspekte Ihrer Bachelorarbeit. Es zeigt darüber hinaus den Aufbau Ihrer Arbeit und hilft, bestimmte Punkte schnell aufzufinden. Das Inhaltsverzeichnis dient also der Orientierung und weckt darüber hinaus eine Erwartungshaltung beim Lesenden.

Aber auch für Sie als Autor gibt das Inhaltsverzeichnis den Rahmen vor, in dem sich Ihre Bachelorarbeit bewegt.

Gliederung gut strukturieren

Ein Dozent / Mentor hilft Ihnen,
eine tragfähige Struktur zu finden und
eine schlüssige Gliederung als Basis
für Ihre Bachelorarbeit aufzustellen.

2. Das Inhaltsverzeichnis steht am Anfang Ihrer Bachelorarbeit

Das Inhaltsverzeichnis steht in Deutschland zumeist am Anfang eines Werkes, gleich nach dem Titelblatt und noch vor dem Vorwort und erst recht vor der Einleitung. Es darf aber auch am Schluss stehen (gängig zum Beispiel in Frankreich oder Italien). Es sei nur am Rande erwähnt, dass es auch möglich ist, zu Anfang eine reine Inhaltsübersicht zu geben (die nur die Hauptkapitel enthält) und das ausführliche Inhaltsverzeichnis (mit den Unterkapiteln) an den Schluss zu stellen. Bei einer Bachelorarbeit ist es jedoch ratsam, das komplette Inhaltsverzeichnis gleich an den Beginn zu stellen.

3. Das Inhaltsverzeichnis enthält alle Kapitel und Unterkapitel mit ihren zugeordneten Paragraphen

Selbstverständlich muss das Inhaltsverzeichnis alle Ihre Kapitel und Unterkapitel mit ihren zugeordneten Paragraphen enthalten. Es versteht sich von selbst, dass die Nummerierung Ihrer Kapitel durchgehalten und auch im Fließtext aufgegriffen werden muss.

Außerdem muss das Inhaltsverzeichnis zwingend die Form Ihrer Bachelorarbeit aufzeigen. Wenn also Paragraph 2.1 ein Unterpunkt zu Paragraph 2 ist, muss sich das auch in der äußeren Gestaltung zeigen.

Beispiel einer Gliederung:

1. Über mein Schreiben (Einleitung)
   1.1. Wie es begann
   1.2. Wie es sich entwickelte
   1.3. Warum ich schreibe

2. Erase and rewind
   2.1. Die Idee
   2.2. Die Figuren und Ihre Handlungen
      2.2.1. Die Ich-Erzählerin oder Laura 1
      2.2.2. Laura
      2.2.3. Helene, Martin und Maria
   2.3. Wie der Text sich schreibt
   2.4. Erdachtes oder wie Menschen zu Figuren werden
   2.5. Von der Notwendigkeit des Erinnerns
   2.6. Das Ringen um das beste Wort
   2.7. Kritische Leser finden

3. Form und Inhalt
   3.1. Der Stoff
   3.2. Der Titel
   3.3. Zyklische Struktur
   3.4. Überarbeitung nach der Kritik
   3.5. Streichen und Hinzufügen
      3.5.1. Helenes Selbstmord
      3.5.2. Martins Unfall
   3.6. Stil überarbeiten

4. Vom Leser zum Autor
   4.1. Bewusste und unbewusste Einflüsse
   4.2. Was Hermann Hesse, Robert M. Pirsig und Haruki Murakami gemeinsam haben
   4.3. Karen Duve: das Schlüsselerlebnis oder „Das ist kein Liebeslied“ 
   4.4. Was sich durch das Schreiben verändert hat

5. Schlussbetrachtung

Einige ergänzende Tipps zum Aufbau Ihres Inhaltsverzeichnisses

Sie sehen, es ist in der Regel weder sinnvoll noch notwendig, Ihr Inhaltsverzeichnis tiefer zu gliedern als in drei Stufen. (1.2.1. reicht also völlig aus. Sie brauchen keine 4 Stufen wie z. B. 1.2.1.1.).

Wenn Sie einen Abschnitt 2.1. definiert haben, sollte es auch einen Abschnitt 2.2. geben.

Achten Sie auf eine einigermaßen gleichmäßige Tiefe der Untergliederung Ihrer Bachelorarbeit. (Es ist unsauber, in Kapitel 1 keinen Unterpunkt, z. B. 1.2., zu haben, wenn Sie sich im Kapitel 2 viele Unterunterpunkte leisten: z. B. 2.1.1, 2.1.2 und 2.1.3.)

Es könnte z. B. auch heißen: A Über mein Schreiben und dann in Folge A.1., A.2. etc.

Es ist sinnvoll, dass die Nummerierung Ihrer Überschriften eine Linie bilden und die Punkte genau übereinander sind:

IV. Über mein Schreiben

 V. Erase and rewind

VI. Form und Inhalt

  

Häufige Fragen

Wie viele Seiten soll meine Bachelorarbeit haben?

Ein angemessener Seitenumfang

Zurzeit existiert noch keine einheitliche Aussage, wie viele Seiten eine Bachelorarbeit umfassen muss. Jede Hochschule hat ihre eigenen Richtlinien, wobei ein ungefährer Wert zwischen 40 und 80 Seiten liegt. Es wird heute von Professoren eher negativ beurteilt, wenn diese Seitenzahlen deutlich überschritten werden.

Die Festlegung der Seitenzahl der gesamten Bachelorarbeit wie auch der einzelnen Gliederungspunkte mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses ist eine gute Übung. Denken Sie an den Sonntagabend-Tatort. Er dauert genau 90 Minuten. Manchmal ist er spannend und manchmal langweilig, doch nie kürzer oder länger als 90 Minuten. Auch eine wissenschaftliche Arbeit wird im Rahmen einer Bachelorarbeit nicht besser durch mehr Seiten, sondern durch eine gute Fragestellung, komprimiert dargestellte Information und eine logische Struktur.

Antwort von Dr. Uecker

Welche Struktur gebe ich der Gliederung meiner Bachelorarbeit?

Induktiv oder deduktiv?

Es ist viel einfacher, als es sich anhört. Die Wissenschaft kennt nur zwei logische Strukturen: Die induktive – vom Besonderen zum Allgemeinen – und die deduktive – vom Allgemeinen zum Besonderen. Bei der induktiven Struktur werden Einzelfälle gesammelt. Hier herrschen qualitative Methoden wie die Datenerhebung durch Interview oder Experiment vor. Aus den Ergebnissen wird versucht, eine allgemeine Aussage abzuleiten.

Bei der deduktiven Methode wird die bereits bestehende wissenschaftliche Aussage anhand von Einzelfällen überprüft. Die Methoden sind vorwiegend quantitativ und gehören zur Datenauswertung. Die induktive Methode wird eher den Geisteswissenschaften zugeordnet, die deduktive wird in Bachelorarbeiten der Naturwissenschaften dominieren.

Antwort von Dr. Uecker

Wird die Fragestellung im Inhaltsverzeichnis sichtbar?

Forschungsfrage und Methoden

Bevor Sie sich mit dem Inhaltsverzeichnis befassen können, müssen Sie Ihre Fragestellung ausgearbeitet haben. Die Fragestellung muss das Thema Ihrer Bachelorarbeit umreißen, eine eigene kleine Forschungsfrage beinhalten und die Methoden festlegen, die im Rahmen der Bachelorarbeit Verwendung finden sollen. Das Inhaltsverzeichnis spiegelt Ihre wissenschaftliche Fragestellung wider.

Ihre Gedanken werden sich wohl öfter überschlagen oder im Kreis bewegen. Doch die Sprache zwingt uns, von links nach rechts und von oben nach unten zu schreiben. Arbeiten Sie also Ihre Fragestellung von oben nach unten ab. Je nachdem, für welche Struktur Sie sich entschieden haben, fangen Sie beim Allgemeinen an und arbeiten Sie sich dann vor bis zum Besonderen oder umgekehrt. Erstellen Sie nach diesem Muster das Inhaltsverzeichnis Ihrer Bachelorarbeit.

Achtung: Nicht erlaubt ist das Springen vom Allgemeinen zum Besonderen zum Allgemeinen. Dies gilt natürlich für alle wissenschaftlichen Arbeiten, nicht nur für die Bachelorarbeit.

Antwort von Dr. Uecker

Welche Gewichtung sollen die einzelnen Kapitel haben?

Einleitung, Hauptteil und Fazit

Nicht jedes Kapitel einer Bachelorarbeit ist gleich wichtig und demzufolge auch nicht gleich lang. Die Hinführung zum Thema ist sicherlich kürzer als die Darstellung des Gegenstands der Bachelorarbeit. Die Schlussbetrachtung nimmt hierbei eine Sonderstellung ein. Die Prüfer lesen diese nämlich meist besonders genau, deshalb sollte der Autor an dieser Stelle Zeit investieren. Bei der Schlussbetrachtung lässt sich der Wahlspruch „kurz und knackig“ anwenden.

Die Gliederung einer Bachelorarbeit besteht aus drei großen Blöcken. Einleitung, Hauptteil, Schluss, die weiter untergliedert werden. Dennoch sollte der Hauptteil auch der von den Seiten her umfangreichste Teil der Bachelorarbeit sein. Haben Sie mit der Fragestellung schon einen wichtigen Auswahlprozess durchlaufen, können Sie beim Erstellen des Inhaltsverzeichnisses mit der Gewichtung der Kapitel die Auswahl weiter verfeinern. Das Zauberwort heißt „Eingrenzung des Themas“.

Antwort von Dr. Uecker

Noch ein paar wertvolle Tipps zum Inhaltsverzeichnis

Seien Sie sich bewusst, dass Ihr Inhaltsverzeichnis Arbeitshypothesen aufstellt, die Sie im Text ausführen müssen. Es ist daher zu empfehlen, dass Sie zu Beginn Ihrer Bachelorarbeit ein Inhaltsverzeichnis entwickeln (das in etwa Ihrer Gliederung entspricht), das Ihnen einen Arbeitsbereich absteckt.

Sicherlich werden Sie Ihr Inhaltsverzeichnis noch einige Male modifizieren, es inhaltlich und sprachlich an Ihren Forschungs- und Wissensstand anpassen müssen, bis es mit Ihrer Bachelorarbeit reift und wächst. Dennoch hilft Ihnen eine erste Fassung Ihres Inhaltsverzeichnisses, Ihren Weg nicht aus dem Auge zu verlieren, auch wenn er noch einige Gabelungen und Umwege nehmen wird. Wesentlich für ein gelungenes Inhaltsverzeichnis ist die klare Struktur, die schon hier einen geglückten Aufbau vermuten und einen roten Faden erahnen lässt.

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