Prüfungsangst in der Schule

Tipps für Eltern & Schüler

Prüfungsangst in der Schule - Elternsicht

Die häufigsten Ursachen erkennen!


1. Hat sich der Schüler wirklich richtig vorbereitet?

Oftmals wird der Lehrstoff nur oberflächlich verstanden. Das Kind hat es eilig, es hat noch andere Fächer zu lernen und merkt sich nur das, was es als wichtig erachtet. Bei diesem Faktenlernen wird der Zusammenhang nicht ausreichend gesehen und erkannt. Es wird nicht genügend hinterfragt und verknüpft. Man hofft in der Prüfung auf Schlüsselwörter, durch die man das Gelernte einordnen kann. Wenn diese nicht auftauchen, sitzt man verloren und hilflos davor und wundert sich.

Wichtig bei dieser Ursache von Prüfungsangst ist die richtige Vorbereitung durch freies mündliches Wiedergeben des bereits Gelernten, z. B. vor einer anderen Person. Am besten vor jemandem, der nachfragt und sich einige Punkte noch einmal genauer erklären lässt. Auf diese Weise schaut und lernt man intensiver. Wird in der Prüfung dann der Lernstoff anders präsentiert, lässt man sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und ist besser in der Lage, die Aufgaben zu bearbeiten.

Ein wichtiger Punkt, den man an dieser Stelle nicht vergessen darf, ist die Fähigkeit des Schülers, sich zu konzentrieren. Effektiv ist das Üben mit Konzentrationsaufgaben in einer ansonsten reizarmen Atmosphäre oder einem speziellen Biofeedback-Verfahren, dem Neurofeedback. Auch Entspannungsübungen, wie Traumreisen, autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen sollten sinnvollerweise erlernt werden.

 

2. Wie wichtig ist der Leistungsgedanke in der Familie?

Heutzutage stehen viele Kinder stark unter Druck. Zu einem großen Teil stammt der Druck aus dem Elternhaus. Eine (zu) hohe Erwartungshaltung und eine falsche Einschätzung der Leistung des Kindes können verheerend sein und große Verzweiflung beim Schüler auslösen. Eltern fungieren immer zu einem gewissen Teil als Vorbild. Geben sie sich besonders ängstlich oder auch stark leistungsorientiert, so übernehmen die Kinder das eventuell später.

Manche Eltern vergessen bei ihrer Erziehung fruchtbare Gespräche mit ihren Kindern und kümmern sich zu wenig um deren emotionale Bedürfnisse.

Die Eltern sollten diesen Punkt einmal gründlich und ehrlich überdenken und die Schüler sollten sich ihrerseits nicht scheuen, diesen Punkt mit ihren Eltern zu besprechen.

Es ist wichtig, eine gesunde Balance zwischen Ansporn und Ermutigung auf der einen Seite und Realismus und Gelassenheit auf der anderen Seite anzustreben.

Weiterhin ist das Loben ein wichtiger Punkt für die Motivation und das Selbstbewusstsein. Eltern sollten es bei ihren Kindern nicht vergessen und die Schüler dürfen sich bei gelungenen Aktionen auch gern selbst auf die Schulter klopfen. Leider wird das Loben immer mehr verlernt und eigene Erfolge werden gar nicht mehr richtig wahrgenommen.

Loben befreit vom Druck, denn unter zu starkem Druck lernt man nicht gut. So ist niemandem geholfen.

 

3. Welche Misserfolge wurden in der Vergangenheit erlebt?

Scheitern wird nicht gern gesehen, obwohl es zum Leben dazugehört. Man kann sehr wohl daran wachsen, wenn man das Erlebnis analysiert und richtig einordnet. So können hilfreiche Schlüsse gezogen werden, die für das weitere Leben fruchtbar sind. Es ist wichtig, sich, auch als Eltern, konstruktiv mit einem Misserfolg auseinanderzusetzen.

Die Kinder übernehmen in späteren Jahren oft die Rolle der Eltern und lehnen sich bei Misserfolgen ab. Um das zu vermeiden, gilt: keine Angst vor Fehlern und Misserfolgen. Man braucht sie für das Vorankommen.

Was für eine Persönlichkeit hat der Schüler?

Nicht jeder ist ein ehrgeiziger Mensch, ein Draufgänger. Die Kindheit und Jugend ist zwar einerseits eine schöne Zeit, andererseits jedoch gespickt mit Dingen wie Lernen, Umdenken, Wachsen und Neuorientierung. Jeder Mensch ist individuell und vielleicht nicht so, wie andere, oft die Eltern, ihn gern sehen würden. Hier ist genaues Hinsehen und Verstehen gefragt. Wo sind die Schwächen, wo aber sind auch die Stärken? Schreibt sich der Schüler die gemachten Erfolge selbst zu oder hat er bereits ein negatives Selbstbild von sich? Jeder Mensch hat ein Recht, glücklich zu sein.

 

4. Was zählt in unserer Gesellschaft?

Nur der Beste gewinnt. Castingshows sind Quotenrenner. Man bejubelt den Sieger und vergisst die anderen Teilnehmer. Unsere Gesellschaft verteilt sich immer stärker auf zwei Klassen. Jeder möchte zur oberen gehören. Es zählt die Leistung, das Vorankommen. Wer das nicht schafft, bleibt oft auf der Strecke.

Ob diese Aussage immer so stimmt, mag dahingestellt bleiben. Es ist jedoch das Bild, das einem heutzutage, vor allem vom Arbeitsmarkt, vermittelt wird. Selbstwertgefühl wird meist durch die Leistung definiert. Doch es gibt auch immer mehr Fälle von Burn-out, Depressionen und Angsterkrankungen unter der Bevölkerung. Das darf man nicht vergessen. Es muss ein gesundes und erträgliches Vorankommen angestrebt werden. Und das sollte schon in der Schule beginnen.

 

Was kann konkret getan werden?

Prüfungsangst nagt am Selbstbewusstsein. Deshalb müssen folgende Punkte bearbeitet werden:

  • Entspannung (Druckreduktion durch die Eltern, Entspannungsverfahren)
  • Realistische Erwartungen (Was kann man erwarten, was führt zur Überforderung?)
  • Motivation (realistische Ziele finden, positive Einstellungen – „Ich schaffe das schon!“ – fördern)
  • Konzentration (Konzentrationsübungen, Neurofeedback)
  • Zeitmanagement (Zeitplan erstellen mit großzügigen Zeitfenstern zur Vorbereitung)
  • Prüfungen simulieren, richtige Vorbereitung

Es ist nicht immer einfach, von einer starken Prüfungsangst wieder auf ein gesundes Maß an Konzentration und Sorgfalt zurückzukommen. Denn diese starke Angst ist ein Gefühl, das man erlernt hat. Man kann es auch als gelernte Hilflosigkeit bezeichnen. Doch wenn man Aufmerksamkeit, Verständnis und Geduld erfährt, hat man gute Chancen, aus diesem Teufelskreis von Misserfolg und Angst wieder herauszukommen.

 

Über die Autorin

Frau Olsen ist Psychologin und Pädagogin. Ihr Studium in Hamburg hat sie 2001 abgeschlossen und arbeitet seitdem als Lerntrainerin und Pädagogin in Hamburg. Sie arbeitet hauptsächlich mit Studenten und Schülern. Für Beratungen steht sie im persönlichen Gespräch als auch am Telefon zur Verfügung. Kontakt aufnehmen

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