Gibt es ein Patentrezept?
„Wie gehe ich am besten vor, wenn ich einen Text schreiben muss?“ Die Suche nach einem Patentrezept für Schreiben beschäftigt viele Forscher und Studierende. Das Ergebnis ist, dass, so wie es unterschiedliche Typen von Menschen gibt, es auch unterschiedliche Schreibtypen gibt, beispielsweise den Drauflosschreiber oder den Mehrversionsschreiber. Hat man erst einmal für sich erkannt, welchem Typ das eigene Schreiben am ehesten entspricht, ist es viel leichter, die für einen selbst passenden Tipps und Strategien auszuwählen.
Was bedeutet das aber nun für das Schreiben von Hausarbeiten? Keineswegs soll hier die Behauptung aufgestellt werden, alle auf dem Markt verfügbaren Schreibratgeber seien nutzlos.Im Gegenteil: Für den passenden Schreibtyp sind sie eine gute Arbeitshilfe. Nur passen eben nicht alle Schreibtypen zu jedem Ratgeber und dieser funktioniert daher eben nicht immer und für alle, die einen Text schreiben müssen.
Um beim Schreiben von Haus- und Abschlussarbeiten nicht dadurch wertvolle und knappe Zeit zu vergeuden, dass man gleichsam auf gut Glück und in der Hoffnung einen Schreibratgeber zur Hand nimmt, er möge dem eigenen Schreibtyp entsprechen, sind zwei Dinge empfehlenswert:
Wenn Sie in nächster Zeit eine Hausarbeit schreiben müssen, nehmen Sie sich kurz Zeit, um für sich zu klären welchem Schreibtyp die bevorzugen. Dadurch können Sie vermeiden, Wege nachzuahmen, die andere empfehlen, die ihnen aber nicht entsprechen und daher scheitern werden.
Schreibtypen und warum es hilft, seinen Typ zu kennen!
Unter Schreibtypen können idealtypische Personen- oder Prozessbeschreibungen verstanden werden, die skizzenhaft aufzeigen, wie Schreibende eines bestimmten Typs beim Schreiben vorgehen. Schreibtypen gibt es – vereinfacht gesagt – so viele wie Schreibende. Zudem sind Schreibtypen nichts ein für allemal Feststehendes, sondern können sich durchaus hin und wieder verändern, z. B. mit zunehmender Schreiberfahrung oder wechselnden Textgattungen. Mit dem Thema Schreibtypen haben sich viele Schreibforscher und -didaktiker[1, 2, 3, 4, 5] eingehend beschäftigt. Frank, Haacke und Lahm unterscheiden zwei Extreme:
- zum einen den frei oder gar wie wild drauflos schreibenden Bottom-up-Schreiber, der seinen Text erst nach diesem Drauflos-Schreiben strukturiert und plant;
- zum anderen den planerisch-strukturiert vorgehenden Top-down-Schreiber, der seinen Text erst im Kopf durchplant und ihn dann aufschreibt.
Zwischen diesen beiden Extremen – die in natura in dieser Reinform recht selten vorkommen – gibt es zig denkbare Mischformen. Zu diesem Schluss kommt u. a. Ortner[1], der in seiner umfassenden Arbeit mehrere Dutzend professionelle Autoren und deren Schreiben untersucht hat. Keiner von ihnen geht übrigens beim Schreiben so geplant und linear vor, wie es die Mehrzahl der aktuell verfügbaren Schreibratgeber für Studierende empfehlen.
Für das Schreiben eines guten Textes / einer guten Hausarbeit ist es gar nicht notwendig, seinem eigenen Schreibtyp bis ins kleinste Detail auf die Spur zu kommen. Es reicht aus, sich einmal grundlegend und fortan immer einmal wieder mit dem Thema Schreibtypen zu beschäftigen und sich beim Schreiben selbst zu beobachten – insbesondere in den Fällen, in denen es gut läuft, denn hier macht man augenscheinlich etwas richtig. Wer seinen eigenen inneren Schreiber so peu à peu besser kennen lernt, vergrößert sein Repertoire an Möglichkeiten, das eigene Arbeiten und Schreiben gezielt zu steuern.
Um ein grundlegendes Gefühl dafür zu bekommen, welcher Typ der eigene innere Schreiber ist und welches Vorgehen für einen selbst hilfreich sein könnte, ist es empfehlenswert, sich zuerst einmal an den folgenden vier – von Scheuermann[5] skizzierten – Schreibtypen zu orientieren, wobei es zu bedenken gilt, dass es sich hierbei um Idealtypen handelt. Wer sich selbst vielleicht mehreren Typen zuordnet, tut gut daran, an dieser Selbsteinschätzung festzuhalten, weil es schlicht und einfach unzählige Mischformen gibt. Für eine grundlegende Orientierung und Reflexion des eigenen Schreibens sind sie dennoch sehr nützlich.