Prinzipiell gilt: Es ist illusorisch zu glauben, eine Dissertation in sich unverhofft ergebenden freien Minuten schreiben zu können – wenn das Kind schläft oder die Oma überraschend doch kurz Zeit hat, mit der Tochter zu spielen. Solche „gewonnenen Minuten“ können zwar für weniger anspruchsvolle, wie organisatorische, Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Doktorarbeit genutzt werden. Fertig wird Ihr großes Projekt auf diese Weise jedoch nicht. Genehmigen Sie sich in diesen Zeiten eher eine Pause, z. B. einen (kurzen) Spaziergang, bei dem Sie Ihrem Körper und Ihren Gedanken Luft gönnen.
Für konzeptionelles Arbeiten, konzentriertes Nachdenken und das Schreiben einer komplexen Doktorarbeit benötigen Sie längere und vor allem zusammenhängende Zeiten, in denen Sie störungsfrei arbeiten können.
Drei Schritte, damit das Promovieren mit Familie gelingt
Promovieren mit Familie rückt den Promotionsprozess in einen ganzheitlichen Zusammenhang. Sowohl Sie selbst als auch Ihr Kind oder Ihre Kinder und Ihre Partnerin bzw. Ihr Partner mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen beeinflussen das Gelingen Ihres Projekts.
1. Beteiligen Sie Ihre Familie an der Planung Ihrer Promotion
Sprechen Sie mit Ihrer Familie über Ihr Vorhaben, schon bevor Sie mit der konkreten Arbeit an Ihrer Dissertation beginnen. Erläutern Sie im Familienkreis, warum Sie promovieren möchten, was eine Doktorarbeit für Sie bedeutet. Erklären Sie Ihrem Kind und Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin in für sie jeweils verständlicher Weise, welches Thema Sie erforschen möchten. Nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch. Seien Sie geduldig, beantworten Sie Fragen.
Legen Sie klar und offen dar, dass eine Promotion Gewohnheiten im familiären Lebensalltag verändert. Hier kann es helfen, die Promotion wie ein zusätzliches Familienmitglied zu beschreiben, das seinen eigenen Raum, seine eigene Zeit und Aufmerksamkeit benötigt. Verdeutlichen Sie, dass über einige Jahre bisherige gemeinsame Rituale und Aktivitäten entfallen, neue dazukommen können und warum klare Regeln notwendig sind, damit nicht nur Sie selbst, sondern alle Familienmitglieder diese anstrengende Zeit durchhalten.
Zeigen Sie Ihrer Familie, dass die Doktorarbeit nur mit ihrer Unterstützung gelingt. Fragen Sie Ihre Familie nach ersten Ideen, wie sie Ihnen helfen möchte. Überlegen Sie schon bei diesem Schritt gemeinsam, wie Sie die notwendigen räumlichen und zeitlichen Freiräume für Ihre Arbeit organisieren könnten.
2. Definieren Sie gemeinsam mit Ihrer Familie Regeln für den Promotionsalltag
Ihre Familie ist bereit, mit Ihnen die Zeit der Promotion zu meistern. Besprechen Sie nun gemeinsam die Spielregeln.
Legen Sie zusammen konkrete Zeiten für die Arbeit an Ihrer Doktorarbeit fest. Vereinbaren Sie, dass Sie zu diesen Zeiten nicht gestört werden.
Fragen Sie Ihre Familie, welche Aspekte im Zusammenleben ihr wichtig sind, welche Rituale unbedingt fortgeführt werden sollen. Zum Beispiel Familienspiele, sportliche Aktivitäten am Sonntag oder gemeinsame Mahlzeiten, etwa das regelmäßige gemeinschaftliche Frühstück. Diskutieren Sie, welche Wünsche realistisch sind und umgesetzt werden können. Bei der Verwirklichung dieser Aktivitäten rückt Ihre Dissertation an die zweite Stelle bzw. ist ganz außen vor. Diese Zeiten gehören Ihnen und Ihrer Familie. Respektieren Sie die Abmachungen, auch im eigenen Interesse.
Halten Sie sich an die Regeln. Beobachten Sie, ob sie funktionieren. Wenn nicht, überlegen Sie gemeinsam, wo etwas geändert werden soll. Besprechen Sie diese Dinge immer mit allen Familienmitgliedern.
Erkennen Sie Ihre Familie als große Ressource für Ihre eigene Arbeitsdisziplin: Wenn die Organisation, das Verständnis und die Regeln gelingen, werden Sie verantwortungsvoll im Sinne aller die vereinbarten Freiräume nutzen, sie ernst nehmen und in der Zeit auch arbeiten.
3. Kümmern Sie sich um eine Kinderbetreuung
Verabschieden Sie sich von der Idee, sich wochentags den ganzen Tag um Ihr Kind zu kümmern, anschließend regelmäßig mehrere Stunden am Abend an Ihrer Dissertation zu arbeiten und die Wochenenden als Hauptschreibzeit einzurichten. Die Kraft und Konzentration für ein solches Mammutprogramm würden Sie kaum über einen langen Zeitraum aufbringen. Eine externe Kinderbetreuung verschafft Ihnen Luft sowie die für die Arbeit an Ihrer Dissertation notwendigen zusammenhängenden Stunden und die genauso wichtigen Zeiten für Ihre Erholung. Nehmen Sie insbesondere Ihre Erholung ernst, verordnen Sie sich diese regelrecht. Sie ist ein Grundbedürfnis, dessen Erfüllung Ihnen die notwendige Kraft für die nächsten Stunden, den folgenden Tag gibt.
Wenn Ihr Kind noch nicht schulpflichtig ist, organisieren Sie für bestimmte Zeiten am Tag eine Betreuung für Ihr Kind, sei es in einer Kita oder bei einer Tagesmutter.