Wie umfangreich muss die Recherche sein?

Dr. Sven Arnold

Promotion

Kein Zweifel, Recherche muss sein. Der Bezug auf Quellen und Daten ist integraler Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. Doch woher wissen Sie, ob und wann Sie genügend Quellen gefunden haben? Damit die Material- und Quellensuche bei der Dissertation nicht zu einer unendlichen Reise wird, ist es sinnvoll, die Recherche einzugrenzen.

Welche Risiken liegen in der Recherchephase?

Viele Promovierende erleben in der Recherchephase ein eigentümliches Span-nungsverhältnis von Sicherheit und Unsicherheit. Einerseits fördert jede gefundene Quelle das Gefühl der sicheren Wissensbasis und des Überblicks. Andererseits wächst zugleich aber auch die Unsicherheit und Sorge, ob man auch nichts übersehen hat. Aus dieser Ambivalenz folgen häufig zwei typische mit der Recherche verbundene Schwierigkeiten:

  • Die Recherchephase bei der Dissertation kommt nicht zum Ende und wird unangemessen lang.
  • Die Promovierenden sammeln zu viel Material, das sie schließlich kaum überblicken und bewältigen können.
     

Wie kann ich prüfen, ob ich genügend Quellen recherchiert habe?

Der Normalfall während der Recherche ist es, dass Sie sowohl auf relevante als auch auf nur am Rande oder gar nicht relevante Quellen stoßen. Da jedoch jedes Thema viele Aspekte beinhaltet und mit vielen weiteren verwandten Themen verknüpft ist, kann es schnell passieren, dass Ihnen die große Mehrzahl Ihrer Recherchetreffer als wichtig und lesenswert erscheint. Hier gilt es jedoch, eine klare Unterscheidung zu treffen: Welche der Quellen sind notwendig für Ihre Doktorarbeit und welche sind „nur interessant“?

Bei vielen Quellen, die Sie im Laufe der Recherche finden, ist es möglich, dass Sie sich sagen: „Ja, das sollte ich auch mal lesen“, oder: „Es wäre gut, wenn ich das kenne“, oder auch: „Oh, das interessiert mich aber auch.“ Natürlich steht es Ihnen frei, sich diese Quellen aus fachlichem oder persönlichem Interesse anzueignen. Jedoch ist die Lektüre solcher Quellen nicht immer auch zwingend Arbeit für die Dissertation. Das ist dann der Fall, wenn es sich um Quellen handelt, die zwar mit Ihrem Thema mehr oder weniger verbunden sind, Ihnen jedoch nicht dabei helfen, Ihre Forschungsfrage oder die dem jeweiligen Teilkapitel zugrunde liegende Frage zu beantworten.

Seien Sie mutig, realistisch und ehrlich zu sich selbst und entscheiden Sie, welche Quellen Sie für Ihre Dissertation wirklich brauchen und welche Quellen Sie eher persönlich interessieren, welche Quellen also zwingend und welche nur „auch interessant“ sind.

 

Woran erkenne ich notwendige Quellen?

Gezielt und effektiv recherchieren können Sie dann, wenn Sie wissen, wonach Sie suchen. Klären Sie daher für sich jeweils die Funktionen der einzelnen Kapitel und Unterkapitel Ihrer Doktorarbeit. Welche Fragen und Unterfragen sollen die einzelnen Teile beantworten? Wenn Sie dies definiert haben, dann können Sie gezielt nach Quellen suchen, die Ihnen helfen, diese Fragen zu beantworten. Sobald Sie solche Quellen gefunden haben, können Sie sie in Ihr Kapitel einarbeiten.

 

Wie viele „notwendige“ Quellen braucht man denn?

Die Recherche einzugrenzen ist nicht nur ein arbeitsökonomisches, sondern auch ein inhaltliches Gebot. So gibt es wissenschaftliche Zeitschriften und Journale, die die Anzahl der Quellen, die pro Artikel aufgeführt werden dürfen, beschränken, um nicht wertvollen Druck- oder Speicherplatz mit Quellenverzeichnissen zu besetzen. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass es nicht darum geht, in einem Text zu zeigen, was man alles gelesen hat, was man alles weiß und was es alles zu einem Thema an Literatur gibt. Stattdessen haben die Quellen die Funktion, das eigene Thema substanziell zu rahmen, zu legitimieren, zu stützen oder argumentativen Widerspruch zu begründen.

Das bedeutet: Ziel Ihrer Recherche für die Dissertation muss es sein zu zeigen, dass Sie in der Lage sind, gezielt zentrale und für das eigene Anliegen substanzielle und aussagekräftige Quellen zu identifizieren, heranzuziehen und auszuwerten.

Recherchieren Sie nicht so viele Quellen wie möglich, sondern so viele wie nötig.

Um es an einfachen Beispielen zu zeigen: Um einen Begriff zu definieren, ein Verfahren zu erklären oder einen erwiesenen Zusammenhang zu erläutern, ist es nicht nötig, alle Quellen, in denen diese Definition, Erklärung oder Erläuterung zu finden ist, aufzunehmen und durchzuarbeiten, sondern es reichen hierfür in aller Regel jeweils ein bis drei Quellen, eventuell in der Form: „Vgl. X, ähnlich bei Y und Z“.

Finden Sie heraus, wer die Wortführer einer bestimmten Position sind. Möglicher-weise reicht diese Quelle für den Zweck innerhalb Ihrer Doktorarbeit aus. Im Zweifel können Sie immer ein oder zwei weitere Quellen nennen, die der ausgewählten Hauptquelle ähnlich sind, etwa: „So auch bei Z.“

Stellen Sie dann fest, ob Ihr Text genügend Substanz hat. Wenn der Text in sich stimmig und Ihre Aussagen darin klar, nachvollziehbar und belegt sind, dann ist dies ein Indiz dafür, dass Sie nicht nur die notwendigen, sondern bereits auch genügend Quellen gefunden haben.

 

Möchten Sie schneller vorankommen?

Sprechen Sie mit einem unserer empathischen Uni-Dozenten.
So kommen Sie schneller und entspannter zum Abschluss. Kostenloses Erstgespräch.