Organisation der Masterarbeit (1/2)
Dr. Karl-Heinz Maurer, Germanist und Wissenschaftslektor
Ihr Thema steht nun fest, eine zumindest grobe Kapitelgliederung für Ihre Masterarbeit haben Sie auch schon. Nun machen Sie sich verstärkt Gedanken über die Organisation des Prozesses, an dessen Ende Ihre Masterarbeit stehen soll. Deshalb möchten wir Ihnen ein paar Tipps zur zeitlichen Organisation, zur Organisation des Materials für Ihre Masterarbeit und auch zu Ihrer Selbstorganisation geben.
Organisation der Bearbeitungszeit der Masterarbeit
Zur Zeitorganisation sollten Sie die Bearbeitungsspanne für Ihre Masterarbeit in sechs Abschnitte unterteilen.
1. Veranschlagen Sie als ersten Schritt ein paar Wochen für die Materialsammlung, die Materialsichtung und die weitere Ein- und Abgrenzung Ihres Themas. (Fangen Sie aber schon während dieser ersten Wochen mit dem Schreiben von Rohfassungen an.) Bestellen Sie in dieser Phase auch viel Literatur, die in der Bibliothek Ihrer Hochschule nicht verfügbar ist. Oft dauert es Wochen, bis benötigte Titel per Fernleihe verfügbar werden.
2. Der zweite Schritt in Ihrer Zeitorganisation ist die intensive Auseinandersetzung mit der Fachliteratur. Dabei werden Sie weitere Literatur ausfindig machen. Dieses sogenannte Schneeballverfahren des Bibliographierens, bei dem Literaturhinweise aus Veröffentlichungen herausgezogen werden, wird im Verlauf der Arbeit an Ihrer Masterarbeit an Bedeutung gewinnen. Wichtig ist daher auch, dass Sie die neueste Literatur zuerst lesen, denn dort wird Ihnen häufig schon ein Bild der Forschungslage vermittelt.
3. Der dritte Schritt in Ihrer Zeitorganisation ist die Planung der Endfassung. Dazu systematisieren Sie die gelesene Literatur, artikulieren den Forschungsstand, aktualisieren die Zielsetzung Ihrer Masterarbeit und die voraussichtlichen Ergebnisse und fertigen eine detaillierte Gliederung Ihrer Masterarbeit an. Ordnen Sie jedem Kapitel die notwendige Literatur und Datensätze zu.
4. Im vierten Schritt der Zeitorganisation fertigen Sie die Endfassung an. Da Sie idealerweise bereits in den ersten Wochen der Bearbeitungszeit Ihrer Masterarbeit mit dem Verfassen von Rohversionen begonnen haben, stellt sich in dieser Phase der Zeitorganisation u. U. vor allem die Aufgabe, bestehende Rohfassungen zu überarbeiten. Entwerfen Sie spätestens in dieser Phase auch Graphiken, die in der Masterarbeit besprochene Strukturen und Abläufe veranschaulichen.
5. In einem fünften Organisationsschritt finalisieren Sie die Arbeit. Dazu gehört das gründliche Lektorieren, die letzte Kontrolle, ob auch alle Formvorgaben eingehalten wurden, die Kontrolle der Verzeichnisse und schließlich das Ausdrucken und Bindenlassen der Masterarbeit (und evtl. die Abspeicherung der Masterarbeit auf CD). Veranschlagen Sie für diesen Schritt zwei Wochen. Außerdem hilft es bei der Organisation der Masterarbeit, einen Sicherheitspuffer von 5 Tagen am Ende der Bearbeitungszeit einzuplanen.
Organisation der Zitate und Quellen für die Masterarbeit
Bei der Materialorganisation für Ihre Masterarbeit kommt es nicht nur darauf an, Informationen zu speichern, sondern auch darauf, diese Informationen einer Quelle zuzuordnen. Verlassen Sie sich dabei nie auf Ihr Gedächtnis. Zur Organisation des Materials für Ihre Masterarbeit können Sie sich einen Handapparat aus Aktenordnern und (evtl. elektronischen) Karteikarten anlegen. Denn immerhin müssen Sie als Autor einer Masterarbeit die Organisation einer Flut von Texten und Informationen leisten. Dabei passiert es häufig, dass aufgrund mangelnder Organisation Informationen verloren gehen.
Erfassen Sie alle Titel potenziell interessanter Literatur in einer Autorenkartei. Später können Sie in einem gesonderten Organisationsschritt die Bibliothekssignatur heraussuchen und ggf. die Beschaffung per Fernleihe einleiten. Vermerken Sie auf der Karteikarte stichwortartig den zu erwartenden Inhalt, der für Ihre Masterarbeit interessant ist, sowie den Beschaffungsstatus: Gibt es den Text in der Universitätsbibliothek oder online oder muss er erst über Fernleihe beschafft werden? Schauen Sie die für Sie neue Literatur direkt flüchtig durch, um ihren Wert für Ihre Masterarbeit zu beurteilen, und durchkämmen Sie auch Literaturverzeichnis und Fußnoten, denn auch dort können Sie fündig werden.
Wenn Sie beim Schreiben eine Quelle benutzen, dann fügen Sie nicht nur den entsprechenden Verweis in einer Fußnote oder im Text Ihrer Masterarbeit ein, sondern erfassen Sie die Quelle sofort im vorläufigen Literaturverzeichnis Ihrer Masterarbeit. Diese Form der Organisation beim Arbeiten erspart Ihnen am Ende der Bearbeitungszeit Ihrer Masterarbeit sehr viel Aufwand. Stellen Sie sich nur vor, Sie müssten jeden einzelnen Quellenverweis in Ihrer Masterarbeit finden, ihm die vollen bibliographischen Angaben der Quelle zuordnen und diese dann dem Literaturverzeichnis zufügen! Zwecks zeitsparender Organisation könnten Sie von Anfang an ein vorläufiges Literaturverzeichnis führen, in das Sie die Quellen Ihrer Masterarbeit eintragen, aber aus dem Sie letztendlich nicht benutzte Quellen auch wieder entfernen.
Tipp: Besorgen Sie sich auch frühzeitig den Leitfaden zum Anfertigen von Master-Thesen Ihrer Hochschule, Fakultät oder u. U. des Lehrstuhls. Sie können später viel Zeit sparen, wenn Sie vorgeschriebene bibliographische Formate schon von Beginn an einhalten.
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