1. Funktionen der QDA-Software
QDA-Software unterstützt die Auswertung qualitativer Daten. Die Programme sind Werkzeuge, die bei Anwendung einer der vielen in der qualitativen Forschung vorliegenden Auswertungsmethoden zum Einsatz kommen, dürfen jedoch nicht als eigenständige Analysetechnik missverstanden werden. Die Nutzung von QDA-Software hat die Paper-Pencil-Auswertung weitgehend abgelöst. Textpassagen (aber auch Bilder und Filmsequenzen) werden nun hauptsächlich am Computer in digitaler Form bearbeitet und analysiert.
Als wichtige Funktionen der Programme sind u. a. zu nennen:
- Datenmanagement (z. B. Zusammenstellen von Textstellen für spezielle Kodierungen; sog. Retrival)
- Kategorienmanagement (Zusammenstellung von Kategorien und Unterkategorien; Anbringen von Notizen zu Kategorien)
- Memoing (Festhalten von Ideen zu Textpassagen, Kategorien und ganzen Fällen)
Viele Programme zeichnen sich durch weitere Features aus. So gibt es z. B. Funktionen zur Suche nach Textsegmenten inklusive wortbasierter Häufigkeitsauswertungen oder zur Visualisierung durch grafische Darstellungen, dem sogenannten qualitative modeling. Auch können die Daten häufig über die Export- und Importfunktionen für statistische Analysen im Mixed-Methods-Design verfügbar gemacht werden.
2. Verfügbare QDA-Software
Mittlerweile liegt eine Fülle an kostenpflichtiger wie auch unentgeltlich nutzbarer QDA-Software vor, letztere häufig als Open-Source[3]. Die meisten Programme sind nicht auf eine spezielle Auswertungsmethode abgestimmt bzw. begrenzt, wenngleich sich einige vornehmlich für kategorienorientierte Vorgehensweisen wie bei der qualitativen Inhaltsanalyse oder Grounded-Theory-Methodologie empfehlen, andere dagegen eher für sequenzanalytische Auswertungen im Rahmen von Konversations- oder Narrationsanalysen geeignet sind. Für Analysen von Bild- und Filmmaterial verfügen einige Programme über entsprechende Tools, andere sind hierfür speziell entwickelt worden („Feldpartitur“[4], „ELAN“[5]).
Zu den bekanntesten Softwarepaketen, die insbesondere bei kategorienorientierten Verfahren eingesetzt werden, zählen „ATLAS.ti“[6], „MAXQDA“[7] und „NVivo“[8]. Sie bieten eine Fülle an Features, die weit über die reine Textanalyse hinausgehen. „f4analyse“[9] dagegen ist ein auf die Basisfunktionen beschränktes Tool, das sich besonders für geringere Datenmengen (bis zu 50 Interviews/750 Codes) eignet. Speziell für die qualitative Inhaltsanalyse entwickelt wurde „QCAmap“[10], das sich an dem für dieses Verfahren vorgeschlagenen Ablaufmodell mit induktiver und deduktiver Kategorienentwicklung bzw. -anwendung orientiert. Derzeit finden sich vielfältige Versuche, die Auswertungssoftware mit Blick auf die verschiedenen Auswertungsverfahren abzustimmen, dies führt auf der einen Seite zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung bestehender und auf der anderen Seite zu einer Neuentwicklung spezifischer Programme.
Wenngleich diese QDA-Programme auch für die Annotation und Analyse von Daten im Rahmen von konversationsanalytisch orientierten Untersuchungen eingesetzt werden, liegen dafür jedoch speziell entwickelte Programme wie z. B. „EXMARaLDA“[11] vor. Sie werden der Forschungs- und – oft sequenzierenden – Auswertungslogik weitaus gerechter. Somit muss der prinzipielle und uneingeschränkte Einsatz von QDA-Software für alle und damit gerade auch für sequenzielle und nicht kode- bzw. kategorienorientierte Analyseverfahren hinterfragt werden, da Auswertungsschritte und Analyseziele teils stark voneinander abweichen und somit nicht immer passgenau im jeweiligen Programm abgebildet werden können.
3. Potenziale der QDA-Software
Als Vorzüge der Nutzung von QDA-Software gelten generell die Verarbeitung von großen Datenmengen und die übersichtliche Strukturierung der Daten, die Möglichkeit, unterschiedliche Datensorten einzubeziehen und multimedial miteinander zu verknüpfen, sowie eine verbesserte Dokumentation und erhöhte Transparenz. Zudem ist ein weiterer Vorteil darin zu sehen, dass die Software meist das gleichzeitige oder parallele Bearbeiten der Datensätze erlaubt und damit Teamwork unterstützt. Allerdings realisieren einige Forschende ihre Auswertung weiterhin unter Nutzung von Textverarbeitungs- und/oder Tabellenkalkulationsprogrammen. Am Ende entscheiden die Datenmenge, die Ansprüchlichkeit der Analyse, aber auch die Vorlieben der einzelnen Forschenden, ob und wenn ja, welche Programme sinnvoll einzusetzen sind.
Literatur
Zentrale Veröffentlichung
Kuckartz, Udo (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten (3., akt. Aufl.). Wiesbaden: VS.
Übersichtsdarstellungen
Kuckartz, Udo & Rädiker, Stefan (2010). Computergestützte Analyse (CAQDAS). In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 734–750). Wiesbaden: VS.
Vertiefende Lektüre
Konopásek, Zdeněk (2011). Das Denken mit ATLAS.ti sichtbar machen: Computergestützte qualitative Analyse als textuelle Praxis. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader (2., überarb. und erw. Aufl.) (S. 381–403). Wiesbaden: VS.
Lewins, Ann & Silver, Christina (2007). Using Software in Qualitative Research: A Step-By-Step Guide. London: SAGE.
Beispiele
Evers, Jeanine; Mruck, Katja; Silver, Christina & Peeters, Bart in Zusammenarbeit mit Silvana di Gregorio & Clare Tagg (Hrsg.) (2002). Das KWALON-Experiment: Beiträge von Entwickler/innen und Nutzer/innen qualitativer Analyse-Software. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 3 (2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/36.
Gibbs, Graham R.; Friese, Susanne & Mangabeira, Wilma C. (Hrsg.) (2002). Technikeinsatz im qualitativen Forschungsprozess. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 3 (2), http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/22.
Kuckartz, Udo; Grunenberg, Heiko & Dresing, Thorsten (2007). Qualitative Datenanalyse: computergestützt. Methodische Hintergründe und Beispiele aus der Forschungspraxis (2., überarb. und erw. Aufl.). Wiesbaden: VS.
[1] Lee, Raymond M. & Fielding, Nigel G. (1995). User’s Experiences of Qualitative Data Analysis Software. In Udo Kelle (Hrsg.), Computer-Aided Qualitative Data Analysis: Theory, Methods and Practice (S. 29–40). London: SAGE.
[2] Konopásek, Zdeněk (2011). Das Denken mit ATLAS.ti sichtbar machen: Computergestützte qualitative Analyse als textuelle Praxis. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader (2., überarb. und erw. Aufl.) (S. 381–403). Wiesbaden: VS.
[3] Lewins, Ann & Silver, Christina (2007). Using Software in Qualitative Research: A Step-By-Step Guide. London: SAGE.
[4] http://www.feldpartitur.de
[5] https://archive.mpi.nl/tla/elan
[6] http://www.atlasti.com/de/
[7] http://www.maxqda.de/
[8] http://www.adeptscience.de/products/qualitative-analysis/nvivo/der-neuen-nvivo-suite.html
[9] http://www.audiotranskription.de/f4-analyse
[10] http://www.qcamap.org/
[11] http://www.exmaralda.org/