Einführung in die qualitative Sozialforschung

Dr. Petra Scheibler

Fokus on Quality

Innerhalb der qualitativen Sozialforschung hat sich in den letzten Jahrzehnten ein breites Spektrum an unterschiedlichen theoretischen und methodologischen Ansätzen sowie Erhebungs- und Auswertungsverfahren (u.a. die Qualitative Inhaltsanalyse, die Grounded Theory) entwickelt.

Hierzu zählen verschiedene Techniken der Befragung und Beobachtung, die mehr oder minder offen oder geschlossen, strukturiert oder unstrukturiert eingesetzt werden.

In Abhängigkeit von der Forschungsintention, dem aktuellen Stand der Forschung und dem Forschungsgegenstand lassen sich daher auch unterschiedliche Forschungspraktiken finden. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit weisen qualitative Methoden und Techniken einige übergeordnete Gemeinsamkeiten und Prinzipien auf, die für das Forschungsverständnis kennzeichnend sind:

 

  • Qualitative Forschung ist auf die Lebenswirklichkeit der zu erforschenden Personen ausgerichtet und orientiert sich am Alltagshandeln und Alltagsgeschehen.
     
  • Sinn und Bedeutung von Handlungen und Äußerungen der untersuchten bzw. erforschten Personen werden immer im Zusammenhang mit dem Kontext interpretiert, in dem sie entstanden sind. Diese Kontextualität umfasst u. a. gesellschaftliche, kulturelle und soziale Hintergründe.
     
  • Im Vergleich zur quantitativen Sozialforschung nähert sich der Forscher bzw. die Forscherin der jeweiligen Forschungsfrage eher von einer induktiven Perspektive aus. Auf diese Weise wird eine größtmögliche Offenheit gegenüber dem Untersuchungsgegenstand angestrebt.
     
  • Bereits vorhandene Theorien oder Modelle werden im Forschungsprozess berücksichtigt, dominieren jedoch nicht den Forschungsablauf. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Person, ihre subjektive Sichtweise auf die Dinge sowie ihre eigenen Deutungsmuster. Theorien und Hypothesen werden überwiegend induktiv, d. h. erst im Forschungsprozess anhand des qualitativen Materials entwickelt, erweitert oder auch überprüft.
     
  • Die jeweilige Erhebungs- und Auswertungsmethode wird dem Forschungsgegenstand angepasst, um auf diese Weise die Offenheit für den Forschungsgegenstand gewährleisten zu können.
     
  • Im Vergleich zur quantitativ ausgerichteten Sozialforschung wird meist nicht an repräsentativen Stichproben geforscht, sondern an Einzelfällen oder Samples mit geringen Fallzahlen.
     
  • Forschungserkenntnisse werden durch die genaue Betrachtung von Einzelfällen generiert. Aus Einzelfällen können über die fortlaufende Analyse z.B. „dichte Beschreibungen“ im Sinne von Geertz entwickelt werden. Ein anderer Ansatz besteht darin, mittels sog. Theoretical Sampling (Glaser & Strauss, 2010) qualitative Forschung planvoll als zirkulären oder iterativen Prozess zu gestalten. Darüber hinaus gibt es Verfahren, die eine bestimmte Abfolge von Schritten im Forschungsprozess festlegen (z. B. die qualitative Inhaltsanalyse). Mit ihrem methodisch strengeren Vorgehen tragen sie zur Berücksichtigung wissenschaftlicher Gütekriterien im Forschungsprozess bei.
     
  • Im Vergleich zur quantitativen Forschung kommt wissenschaftlichen Gütekriterien wie Objektivität, Validität und Reliabilität angesichts eines anderen Forschungsverständnisses auch eine andere Bedeutung zu.

 

Literaturempfehlungen


Flick, U., Kardorff, E. v. & Steinke, I. (2008). Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt.

Glaser, B. G. & Strauss, A. (2010). Grounded Theory, Strategien qualitativer Forschung. 3. Aufl., Bern: Huber.

Lamnek, S. (2005). Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch (4., vollst. überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz.

 

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