Masterarbeit in einer Firma schreiben?

Dr. Karl-Heinz Maurer, Germanist und Wissenschaftslektor

Das Studium beinhaltet viel Theorie. Viele Studenten überlegen sich deshalb, ihre Masterarbeit in einer Firma zu schreiben. Ist dies eine gute Idee? Wir fragen Herrn Stapelfeldt, Coach und Dozent beim Verein Studi-Coach e.V.

Herr Stapelfeldt, viele der Studierenden entscheiden sich für eine Masterarbeit in einer Firma. Wie ist der Erfolg dieser Arbeiten?

Meistens sind diese Masterarbeiten erfolgreich. Im Gegensatz zu Arbeiten, die ein Thema sehr theoretisch und unter Zuhilfenahme von Literatur abhandeln, kann der Autor hier mehr eigene Ideen und Erfahrungen einfließen lassen. Viele Arbeiten bringen ein Ergebnis, das eine Auswirkung auf die reale Welt hat. Beispielsweise eine Verbesserung eines Ablaufes in einem Betrieb oder eine Software, die eingesetzt wird. Bei rein literaturbasierten Arbeiten ist es sehr schwer, etwas Neues entstehen zu lassen.

Ist die Wahl eines sehr praxisnahen Themas also eine Möglichkeit, von der trockenen Theorie ganz wegzukommen?

Nein, denn ohne Theorie und Fachliteratur geht es nicht. Sie entnehmen der Literatur beispielsweise Konzepte und Lösungsansätze, welche Sie dann auf Ihr Problem anwenden. Es ist in der Wissenschaft üblich, die Methoden, mit denen das Problem gelöst wird, erst in der Arbeit vorzustellen. So hat auch eine praktische Arbeit ein Kapitel Theorie.

Viele Betreuer in Firmen scheinen sich aber nicht so für Theorie und Lösungswege zu interessieren, diese interessiert vor allem die Lösung.

Das mag sein. Aber auch wenn Sie Ihre Masterarbeit in einer Firma schreiben, wird diese dennoch jemand aus der Hochschule benoten. Der Dozent möchte den Lösungsweg sehen. Denn daran kann er erkennen, ob Ihre Lösung plausibel ist. Eine Masterarbeit, auch eine praktische, ist eine Textsorte, bei der gewisse Regeln gelten. Sie brauchen beispielsweise eine Fragestellung, müssen die Ausgangsituation beschreiben, sich Ideen aus der Literatur holen und ein nachvollziehbares Ergebnis entwickeln. Professoren achten auch auf Formalien wie Rechtschreibung und Zitation. Wenn Sie hier unsicher sind, geben Sie Ihr Werk in ein Lektorat für Masterarbeiten.

Was ist ein gutes Thema bei einer praktischen Masterarbeit?

Ein Thema, das in der zur Verfügung stehenden Zeit fertig wird. Viele Studierende nehmen sich ein zu aufwendiges Thema für ihre Arbeit vor und kommen dann am Ende in Zeitnot. Sie sollten den richtigen Komplexitätsgrad wählen. Kein zu einfaches Thema, dann ist es schwer, eine gute Note zu bekommen, auch wenn die Ausarbeitung gelungen ist. Aber auch nicht zu vielschichtig, damit Sie in der Zeit auch fertig werden. Genauso wichtig, wie sich darüber klar zu werden, was man in der Masterarbeit behandeln will, ist die Entscheidung, welche Teilaspekte man weglassen kann, damit die Arbeit nicht zu umfangreich wird.

Die Festlegung, was man ins Thema mit aufnimmt und was nicht, erscheint mir ziemlich schwierig.

Das ist richtig. Wenn Sie sich bei einer Sache unschlüssig sind, fragen Sie Ihren Professor oder Betreuer. Mit seinem Erfahrungsschatz kann er den Sachverhalt besser abschätzen. Bedauerlicherweise nehmen sich einige der Betreuer an Hochschulen sehr wenig Zeit für die Beratung ihrer Studierenden. Das ist aber nicht überall so. Probieren sie es aus, die meisten sind hilfsbereiter als es am Anfang den Anschein hat.

Vielleicht haben Sie auch die Gelegenheit, Ihre Gliederung mit jemandem anderen aus ihrem Umfeld zu diskutieren. Je mehr sie sich mit anderen austauschen, desto mehr Anhaltspunkte für Ihre Masterarbeit bekommen Sie. Auch gibt es außerhalb der Uni freiberufliche Dozenten, die Studierenden stundenweise bei Ihrer Masterarbeit helfen.

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